Die GAL und das sensible Thema der Gewerbeentwicklung

Weinheim weiter entwickeln

Um es gleich vorweg zu sagen: Die GAL und die Weinheimer Grünen plädieren nicht für den Stillstand, wir wollen Weinheim weiter entwickeln. Dazu gehören eine moderne Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs, ein gutes Wohnraumangebot für alle, attraktive Arbeits-, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten und vieles mehr.

Will sie das alles in Zukunft realisieren, braucht die Stadt Weinheim die nötige finanzielle Ausstattung – und an der fehlt es bekanntlich nicht nur aktuell sondern für absehbare Zeit. Geld an einer Ecke zu sparen – etwa bei der Verwaltung – um es für Zukunftsaufgaben zu investieren, ist eine Möglichkeit. Neue Finanzmittel zu generieren, gelingt einer Verwaltung im nennenswerten Umfang nur durch die Erhebung kommunaler Steuern, allen voran der Gewerbesteuer. Wir von der GAL sehen das auch so und verschließen uns deshalb keineswegs der Entwicklung neuer Gewerbeflächen im Stadtgebiet, um dadurch an zusätzliche Steuereinnahmen zu kommen.

Einfach ist das allerdings nicht, schon allein weil wir es in Weinheim mit knappen und ökologisch wertvollen Flächenpotentialen zu tun haben, die nicht vermehrbar sind. Allein die Tatsache, dass wir nach Gewerbeflächen suchen, zeigt, dass wir demnächst an Grenzen der Verfügbarkeit stoßen werden. Manche sagen, diese Grenze sei bereits erreicht.

Und deshalb machen wir Grüne es uns bei der Abwägung von Landschaftsschutzbelangen und Gewerbeerschließung nicht leicht, wie man vor einigen Jahren in der „Breitwiesendebatte“ gesehen hat. Für die GAL sind die Natur- und Landschaftsqualitäten des Standorts Weinheim von großer Bedeutung. Und wir sind damit nicht allein: Auch unsere Verwaltung sieht als ihre Aufgabe die „landschaftsgerechte Gestaltung des Stadtbilds und insbesondere der Stadtrandsituation sowie der umgebenden Landschaft“ und betont die Bedeutung des „landschaftlich reizvollen Übergangs von Rheintal zu Odenwald“ und der „landwirtschaftlich vor allem in der Ebene gut nutzbaren Böden“.

Kurzum: Im großen Stil Flächen „auf den Markt werfen“ ist nicht unsere bevorzugte Vorgehensweise, zumal auf großen Flächen à la Breitwiesen angesiedelte Betriebe nicht automatisch große Steuereinnahmen abwerfen. Weiterentwicklung darf also nicht mit einem maximalen Flächenverbrauch im Außenbereich gleichgesetzt werden. Unser Konzept beginnt bei der Vermarktung vorhandener Flächen und Gebäude, vorzugsweise im Innenbereich. Davon gibt es noch genug, wie ein Vergleich verfügbarer und nachgefragter Flächen im Jahr 2014 ergeben hat.

Wenn die Innenverdichtung nicht ausreicht, wollen wir bestimmte Gebiete weiter draußen prüfen lassen: den Bereich Daimlerstraße im Westen, die hintere Mult im Süden, die Bergstraße im Norden Richtung Druckhaus, sowie das Tiefgewann oberhalb von Freudenberg. Unser Vorschlag lautet, nachfrageorientiert vorzugehen und nicht angebotsorientiert. Das heißt, Firmen, die sich neu ansiedeln oder die erweitern wollen, passende Grundstücke anbieten und nicht „auf Verdacht“ Flächen ausweisen und darauf warten, wer „anbeißt“.

Ein anderes grünes Prinzip lautet „qualitatives“ vor „quantitativem“ Wachstum, mit anderen Worten: auswählen, welches Gewerbe am besten nach Weinheim passt. In den letzten Jahren gab es gute Beispiele forschungs- und technologieintensiver und auch dienstleistungsorientierter Betriebe, die sich hier angesiedelt haben. Auch halten wir den Ausbau der touristischen Infrastruktur für wichtiger als die Ansiedlung von Produktions- oder Logistikbetrieben.

Heißt das zu guter letzt, die Weinheimer Grünen wollen eine „Gewerbeentwicklung im Einklang mit der Bergstraßenlandschaft“? Das wäre wohl illusorisch. Auf der anderen Seite wollen wir verhindern, dass die grüne Erholungslandschaft rund um Weinheim nicht brachial für Industrieansiedlungen hergegeben wird, von denen man heute nicht weiß, ob sie der Stadt einst zum Segen oder zum Fluch gereichen werden. Aus dem weichen Standortfaktor „Landschaft“ ist längst ein hartes Kriterium für die Attraktivität einer Stadt geworden. Ihn zu vernachlässigen, wäre sträflich.

Und noch eines zum Schluss: Wenn der Verwaltung nichts anderes einfallen sollte, als erneut die Bebauung der Breitwiesen vorzuschlagen, so wird das mit der GAL nicht zu machen sein!