Grüne Stadtgespräche : Marilena Geugjes

Zukunft wird aus Mut gemacht

Wenn am 16. Juli in Weinheim zum vierten Mal zu einer ‚Pulse of Europe‘-Veranstaltung aufgerufen wird, ist dies auch Marilena Geugjes zu verdanken. Zusammen mit einigen weiteren jungen Menschen aus Weinheim brachte sie diese Initiative auch auf unseren Marktplatz. Wie die gute Resonanz bisher zeigte, war dies eine gute Entscheidung.

Mit Marilena am Marktplatz zu sitzen, um über sie und ihr politisches Anliegen zu sprechen, ist eine hochvergnügliche Angelegenheit. Denn diese junge Frau sprüht vor Energie, hat etwas zu sagen – und es ist sicher, sie packt auch an und lässt Worten Taten folgen.

Die 25-Jährige wuchs in Weinheim auf. Die Familie ist bereits bunt, mit einem dänischen Vater und einer deutschen Mutter. Daneben finden sich im familiären Umfeld noch weitere Kulturen ein – diese offene Atmosphäre war, so Marilena „eine große Bereicherung“ und prägte sicherlich ihre politische Überzeugung, für eine weltoffene Kultur und Wertegemeinschaft einzutreten. Mit 16 Jahren gründete Marilena die Grüne Jugend in Weinheim und ist seit 2011 im Vorstand der Grünen Partei in Weinheim und der Grünen Alternativen Liste.

Auch auf Kreisebene vertritt sie grüne Positionen: Seit 2013 ist sie Mitglied im Vorstand des Grünen Kreisverbands Neckar-Bergstraße. Von 2010 bis 2016 studierte Marilena Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Anglistik und Germanistik an der Universität Heidelberg, wo sie mittlerweile als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig ist und in politischer Theorie zu dem Thema ‚Gesellschaftliche Selbstverständnisse und Fremdenfeindlichkeit‘ promoviert. Ihre weiteren Forschungsschwerpunkte liegen auf Schichtung von Gesellschaften und der Europäischen Integration.

Volles Programm, möchte man denken und wenig Zeit für weiteres Engagement. Doch einer Leidenschaft folgt stets die Energie und so wurde aus der spontanen Idee der ehemaligen Leistungsschwimmerin, Flüchtlingskindern Schwimmunterricht zu erteilen, sehr schnell eine Tat. Die noch dazu in Kürze zu einem festen Bestandteil der ehrenamtlichen Betreuung wuchs. Unterstützt von weiteren Helfern, die zuverlässig für die Transfers der Kinder zum Schwimmunterricht sorgten und von Freunden und Kommilitonen, die sich aktiv am Unterricht beteiligten, gelang die Beständigkeit, die das Projekt zu dem Erfolg führte, den Marilena Geugjes in eigenen Worten wie folgt beschreibt:

„Kinder, die anfangs scheu und alle mehr oder weniger traumatisiert waren, lernten im Laufe der Zeit, Vertrauen zu fassen. Dies noch dazu in einer Materie, die von vielen der Kinder nicht lange zuvor als lebensbedrohlich erlebt worden war. Leichtigkeit, Spaß und Spiel im Wasser taten den Kindern gut – das ergab eine wunderbare Bestätigung, etwas Sinnvolles zu tun. Obendrein: Mittlerweile können fast alle schwimmen.“ Eine gute Therapie – in der Zwischenzeit gibt es Schwimmkurse auch für Erwachsene. Als freie Mitarbeiterin bei der Süddeutschen Zeitung und der Rhein-Neckar-Zeitung veröffentlicht Marilena von Zeit zu Zeit noch Artikel zu Politik und Kultur. Und einige Zeit lag damit die Idee nahe, im Journalismus auch die berufliche Zukunft zu finden. Doch der Wunsch, konkret Dinge mitzugestalten, hat dieser einstigen Überlegung mittlerweile den Rang abgelaufen.

Wir kommen in unserem Gespräch nun beim Thema EU an. Gerne wollte ich noch einmal genauer erfahren, wie es zu den Pulse of Europe-Veranstaltungen auch für Weinheim kam. Ich erfahre, dass animiert durch die gute Resonanz in größeren Städten und vor allem unter dem Druck der zu diesem Zeitpunkt anstehenden Präsidentschaftswahl in Frankreich, es auch für Weinheim einfach naheliegend war, einen Versuch zu starten. Insbesondere auch der jungen Generation, die ein Europa nie anders als ohne Grenzen kannte, wurde es bewusst, dass dies keine Selbstverständlichkeit darstellt. Es wurde klar, dass Engagement nötig wird, um diese Jahre komplexer Belastungen zu bestehen. Auch in und für Weinheim. Wie passend dazu hört sich Marilenas Motto an: global denken, lokal handeln.

Weinheim benötigt politischen Nachwuchs: Junge Leute, die sich engagieren und Verantwortung übernehmen – die PoE-Veranstalter gehören dazu.

Womit wir in unserem Gespräch dann auch beim letzten Punkt angelangt sind, zu dem ich Marilenas Meinung hören wollte. Wie kann es in Weinheim gelingen, noch mehr junge Erwachsene für politisches Engagement zu gewinnen – auch für die grüne Politik? Das Dilemma, engagierte Jugendliche nach Schulabschluss häufig wegen ihrer Ausbildung zu verlieren, scheint in Weinheim besonders akut. Marilena ist davon überzeugt, dass es hier vor allem auf den persönlichen Zugang zu jungen Leuten ankommt: ansprechen, mit ihnen sprechen, überzeugen. Davon überzeugen, dass es hier um ihre eigene Zukunft geht, die sie mitgestalten können und müssen.

Vor kurzem stießen drei weitere junge Weinheimer, Frieda Fiedler,Tamy Fraas und Stefano Bauer zur grünen Politik. Zusammen mit Marilena könnte sich ein Quartett gefunden haben, das Elan und Ideen bringt, die eigene Generation durch ansprechende Veranstaltungen neugierig auf ‚grün‘ zu machen. Eventuell sogar den Gemeinderat aufzumischen. Ich meine, das kann gelingen!

Alles Gute, Marilena, und in der Tat: Zukunft wird aus Mut gemacht!